Seit Dienstag morgen bin ich unterwegs und zwischenzeitlich im mittleren Teil Frankreichs angekommen. Warum Frankreich ? Nun – Katharina möchte mit der Familie Urlaub im Camper in der Bretagne machen. Und völlig uneigennützig (wie Väter nun mal sind) habe ich mich bereit erklärt, das Fahrzeug schon einmal in diese Richtung zu bringen. In gut 2 Wochen kommt dann die Urlaubsfamilie mit dem PKW zum Treffpunkt und es findet der Fahrzeugtausch statt.
Ursprünglich war meine Idee, den Süden der Bretagne zu besuchen, den ich bislang noch nicht bereist habe. Auf der Suche nach einer Anreise, die nicht durch Belgien und die Normandie in Richtung Nantes führen sollte, kam dann die Idee, über Orleans und das Loiretal anzureisen. Doch je mehr ich mich mit dieser Route beschäftigt habe, musste ich feststellen, dass das Tal zur Durchreise ungeeignet ist. Hier gibt es soviel Natur, Landschaft und Architektur, dass ich nun erstmal hierhin fahre und alles Weitere auf mich zukommen lasse.

Für die Anreise nach Frankreich habe ich dieses Mal die Strecke über Mayen, Trier und Luxemburg ausgesucht. Hinter Metz führt die Autobahn und später einige Routes Départementale, vergleichbar mit unseren Landstraßen, durch die Champagne, wie mir immer wieder Schilder am Wegesrand mitteilen. Geahnt hätte ich es sonst sicher nicht. Rechts und links meiner Route bestanden die landwirtschaftlich genutzten Flächen ausschließlich aus Getreide- und Sonnenblumenfelder. Keinen einzigen Weinberg habe ich zu Gesicht bekommen ! Ist der Champagne vielleicht in Wirklichkeit ein Getreideschnaps ??
Zur Zwischenübernachtung habe ich mir einen Campingplatz an einem kleinen See nahe Troyes ausgesucht. Der Abend war kurz und ruhig, die Fahrt bis hierher hat mit Pause zum Tanken in Luxemburg und Kaffee trinken an einer Raststätte in Frankreich 7 Stunden gedauert. Genug, um danach müde zu sein und nach einer Runde um den kleinen See früh schlafen zu gehen.
Tag 2 beginnt mit einer Überraschung. Als ich das Kaffeewasser aufsetzen möchte, stelle ich fest, dass ich den Kaffee in Porz zurück gelassen habe. Also gibt es heute morgen nur Mineralwasser zum Baguette, welches ich mir gestern Abend an der Rezeption bestellt habe.
Ich mache mich nun auf weiter südwärts zu fahren. Nach einigen Kilometern verlasse ich die Champagne und bin nun im Burgund. Landschaftlich verändert sich wenig – weiterhin Sonnenblumen- und Getreidefelder, wo ich den Anbau von Rotwein vermutet hätte. Die Hinweisschilder auf Weingüter irritieren, wovon machen die denn Wein ?



Ich steuere die Abbaye de Fontenay an, eines der ältesten Zisterzienserklöster, gegründet im Jahr 1118. Nach den Regeln des Heiligen Benedikt von Nursia lebten hier zeitweise bis zu 200 Mönche in Armut und Einsamkeit, das Kloster florierte bis ins 15. Jahrhundert. Der Niedergang begann im 16. Jahrhundert, als die Äbte nicht mehr von den Mönchen gewählt werden durften, sondern durch königliche Gunst ernannt wurden.
1790 wurde infolge der französischen Revolution das Kloster aufgelöst und als Nationalbesitz 1830 an einen Nachfahren des Erfinders des Heißluftballons Montgolfier verkauft. Dieser wandelte die Anlage in eine Papierfabrik um. 1906 kaufte Aynard, ein Schwiegersohn der Montgolfiers und Bankier aus Lyon die Anlage, umfassende Sanierungsarbeiten erfolgten, die Gebäude der Papierfabrik wurden wieder abgerissen. Heute gehört die Abtei zum Weltkulturerbe und befindet sich immer noch im Besitz der Familie Aynard.


Von der Abtei geht es weiter in das nahegelegene Örtchen Noyers, dessen Ortskern noch die Struktur des Mittelalters aufweist. Der Ort mit unter 600 Einwohner gehört zu den „schönsten Dörfern Frankreichs“. Es reicht zu einem kurzen Spaziergang durch den Ort, der wie alle touristisch interessanten Dörfer neben Cafes und Restaurants auch etliche Kunsthandwerksbetriebe aufweist.
Am Nachmittag folgt noch eine längere Fahrt gen Süden in den kleinen Ort Gannay sur Loire, wo ich auf einem Campingplatz zwei Nächte bleibe. Nach dem Frühstück am 3. Tag – ja, Kaffee habe ich inzwischen gekauft – packe ich die Kamera und mache mich mit dem Fahrrad auf in ein ca. 11 km entferntes Naturschutzgebiet am Ufer der Loire. Leider war dort das ganze Ufer frei von jeglichem Vogel. Von der versprochenen Vielfalt an Reihern, Eisvögel und anderen Fliegern keine Spur. So übe ich mich mit dem Tele an Aufnahmen kleinerer Tiere. und Pflanzen Auf dem Rückweg entdeckte ich dann auf einem Baum in der Ferne einen Vogel, erst bei Vergrößerung des Fotos zeigte sich, was ich vor die Linse bekommen habe.



Gegen 13:30 h kehrte ich zum Campingplatz zurück, zwischenzeitlich war die Temperatur auf 30 °C angestiegen und durch leichte Regenfälle in der Umgebung wurde aus der angenehm trockenen Hitze eine fast unerträgliche Schwüle.