Bretagne 2024Reiseberichte

Tag 3 + 4: Piraten oder Freibeuter ?

Tag 3 + 4: Piraten oder Freibeuter ?

Donnerstag am frühen Morgen erreichte ich erstmals bretonischen Boden – ich überquerte den Grenzfluss zur Normandie, um von dieser Seite aus ein Zeitrafferaufnahmen zum Sonnenaufgang zu machen. Dabei veränderte sich der Himmel stark und nahm trotz des morgendlichen Dunstes eine schöne Färbung ein.

Trotz des frühen Zeitpunktes begann bereits der touristische Alltag am heiligen Berg, Pendelbusse brachten die ersten Gäste über die Brücke, andere Besucher waren zu Fuß oder per Rad unterwegs, Lieferanten der Gastronomie und des Handels brachten Waren ins Dorf. Auch war ich nicht der einzige Fotograf, der sich diesen Standort ausgesucht hatte, sodass die Stechmücken freie Auswahl hatten.

Es war der Zeitpunkt der Flut, die Wehre waren auf meinem Hinweg geöffnet und das Wasser schoss in den Fluss. Auf dem Rückweg, zum Höchststand der Flut, waren die Tore immer noch geöffnet, die Wasserpegel in Meer und Fluss jedoch bereits ausgeglichen.

Nach dem Mittagessen ging es weiter, die Küste entlang. Nächstes Tagesziel war St. Malo. Über Facebook habe ich seit einigen Jahren Kontakt zu Rolf, früher Architekt, später dann Fotograf – wir haben uns beim Bau des damaligen VIVA-Gebäudes im Mediapark kennengelernt und sind uns vor der Pandemie zufällig über den Weg gelaufen. Seither wollten wir uns immer mal treffen und nun stellte ich fest, dass Rolf sich zur Zeit mit seiner Frau Barbara, dem Hund und Reisemobil in der Bretagne aufhält. So vereinbarten wir ein Treffen für Freitag auf dem Campingplatz in St. Malo – er auf dem Rückweg nach Deutschland, ich auf dem Weg weiter gen Westen. Ich buchte also für mich zwei Nächte auf dem Platz in St. Malo und nutzte den Donnerstag zu einem Bummel zum „Intra Muros“, der Altstadt, welche komplett von einer Stadtmauer umgeben.

Saint Malo ist auch bekannt als die Stadt der Korsaren, der Freibeuter, die im Auftrag des Königs von Frankreich Angriffe auf Schiffe französischer Feinde durchführten, also sozusagen „legal“ Beute zu machen. Die Aufteilung der Beute zwischen Staat und Freibeuter war vertraglich genau geregelt, die Bretagne war ein Zentrum der Korsaren. Robert Surcouf war Korsar im Auftrag Napoleons und stammte aus St. Malo. Aufgrund seiner erfolgreichen Kaperfahrten um 1800, innerhalb von 4 Jahren kaperte er 47 englische Schiffe, konnte er bereits mit 36 Jahren in den Ruhestand gehen und erhielt für seine Verdienste eine „Leibrente“.

Freitag vormittag unternahm ich noch einen Spaziergang entlang der zu St. Malo gehörenden Halbinsel Aleth, auf der sich auch der Campingplatz befindet. Die beiden folgenden Bildern mit dem Hafen und dem Turm Solidor zeigen den grossen Gezeitenunterschied der Bretagne deutlich.

Mein Spaziergang führt mich ein Stück an der Steilküste entlang, ständig geht es bergauf und bergab und kleine Buchten, von Felsen umgeben, mit türkisblauem Wasser bieten immer neue Ausblicke.

Nachmittags waren dann Rolf und Barbara auf dem Platz neben mir. Bei Kaffee und ausgesprochen leckeren „pains des rosines“ frischten wir Erinnerungen an „alte Zeiten“ auf. Abends ging es noch in eine Creperie. Wer die herrlichen Galettes, dünne, herzhaft belegte Buchweizenpfannkuchen, kennt, weiß, wovon ich schreibe …

Morgen geht es weiter entlang der Küste, immer nach Westen.

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