USA 2023

Tag 19: River deep -Mountain high

Tag 19: River deep -Mountain high

Heute ist SO, der 14. Mai und Muttertag. Selbstverständlich telefoniere ich auch nach Deutschland und wir plaudern etwas. Als ich danach mit Christine telefoniere, heisst es: kannst Du auch hochdeutsch mit mir reden? Auch nach mehr als 45 Jahren kommt mein angeborener Dialekt sofort wieder zum Vorschein, wenn ich mit Schwaben spreche. Die gebuchte Vertragsoption -Datenvolumen wie in D +500 min täglich + 500 SMS – ist völlig ausreichend, nur bei den Daten muss man etwas aufpassen.

Meine „Unterkunft“ ist ein Camp auf dem Weg zum Grand Canyon. Ca. 25 Meilen sind es bis zum Parkeingang, davon die ersten 3 Meilen, bzw. letzten je nach Fahrtrichtung , auf „dirt roads“ am unangenehmsten.

Bereits gestern war ich noch am Grand Canyon zur Zeit vor und zum Sonnenuntergang. Dieser war nicht wirklich spektakulär, schöner war der Blick nach Osten, bevor die Sonne unter der Horizontlinie war. Die Felsen werden angestrahlt und durch die Schatten unter Felsvorspüngen oder tief im Canyon ist die Struktur faszinierend.

Generell gibt es m.E. zwei Möglichkeiten, visuelle Erlebnisse festzuhalten: zum einen im eigenen Kopf. Das ist sicherlich die intensivste Art, aber manches verblasst doch (mit zunehmendem Alter ?) schnell. Die andere Art ist das Fotografieren. Dieses Festhalten ist beständiger und kann einfacher geteilt werden.

Am Grand Canyon ist das aber mit dem fotografieren so eine Sache. Diese gewaltige Grösse und Tiefe kann man zwar gut live erleben und spüren, auf Fotos wird es jedoch schnell flach. Trotzdem hoffe ich, dass man einen Eindruck davon bekommt, wie gewaltig die Natur hier ist.

Die Nacht war sehr kalt, schliesslich sind wir hier auf ca. 2.100 m Höhe. Allerdings erwärmt sich die Luft morgens auch ganz schnell, wenn die Sonne draussen ist. Ich nutze den Tag, um mit dem Shuttlebus ein Stück an der Canyonkante nach Westen zu fahren, steige unterwegs aus und wandere einige Kilometer den Pfad, entlang der Absturzlinie.

Der Colorado River verläuft hier auf einer Höhe von ca. 750 m, d.h. die  Schlucht ist von hier aus bis zu 1.350 m tief ! Da der Nordrand durchschnittlich noch um 300 m höher liegt, sind es von dort gesehen bereits mehr als 1,7 km in die Tiefe. Unvorstellbar, was die Kräfte von Wasser, Eis und Wind hier im Verlauf von Millionen Jahren geschaffen haben.

Mit meiner nur bedingt unter Kontrolle gehaltenen Höhenangst ist es manchmal schon ein mulmiges Gefühl, nur einen Meter vom Abgrund entfernt zu wandern, ohne jegliche Sturzsicherung. Geländer gibt es zumeist nur an den unzähligen Viewpoints, wo sich auch schon mal die Menschen drängeln.

Heute vormittags ist es noch sehr einsam hier, nur wenn der Shuttlebus ankommt, sieht man mehrere Menschen zusammen. Ansonsten begegnet man nur einzelnen oder paarweisen Wanderern.

An einem Aussichtspunkt lausche ich eine Zeitlang einem Ranger, der mit einer Gruppe mit dem Fahrrad die Strecke entlangfährt. Er erläutert den Gästen gerade die Entstehung des Canyon und das Alter der einzelnen Gesteinsschichten.

Kurz bevor ich am Ende der Strecke angekommen bin, ziehen dunkle Wolken auf, entfernt hört man Donner und es fallen auch einzelne Tropfen. So beschliesse ich, den bereits zur Abfahrt bereitstehenden Bus zurück zum Parkplatz am Visitorcenter zu nehmen.

Das System der Shuttlebusse ist gut organisiert, alle 10-12 Minuten werden die Haltepunkte angefahren  die zumeist etwa 1 Meile auseinander liegen. So kann man immer wieder aussteigen, sich am Aussichtspunkt umsehen, den nächsten Bus nehmen oder eine oder mehrere Teilstrecken zu Fuss zurücklegen.

Die Busfahrer erzählen während der Fahrt über die einzelnen Stationen, sprechen über ihre eigenen Tipps, machen schon mal Spässe oder fahren ganz langsam, damit alle Insassen die am Strassenrand äsende Elchkuh bewundern können.

Ich habe heute morgen schon vergeblich versucht, ein WLAN am Grand Canyon zu finden. Auf dem Rückweg setze ich den Versuch fort. Aber viele Lokale haben geschlossen, die offenen, wo ich gefragt habe, haben keine Internetverbindung.

Schliesslich steuere ich im nächsten Ort das Plaza Hotel an, wo es auch ein Restaurant gibt. Dieses hat geschlossen, aber auf meine Frage am Empfang nach einem Kaffee, weist man auf die Kaffeemaschine in der Lobby und lädt mich ein, mir einen Kaffee zu nehmen. Auch WLAN hat man hier, ich erhalte einen Gutschein für bis zu 7 Tage Internet mit password. Bei uns vermutlich so nicht denkbar. So kann ich also den Blog von Tag 18 mit Verspätung veröffentlichen.

Gegen 16:00 h bin ich zurück im Camp. Das Wetter ist wechselhaft, die Sonne verschwindet immer wieder hinter Wolken. Ich werde auf einen weiteren Besuch des Canyons heute abend verzichten und  ich stattdessen im Zelt mit Schreiben, Bildentwicklung und Lesen beschäftigen. Mal sehen, wann ich die Gelegenheit habe, den heutigen Beitrag zu veröffentlichen.

Achso -wie immer am Schluss „das Mottolied“. Gebt mir doch gerne mal eine Rückmeldung, wie Ihr die eingebetteten Youtube-Musikvideos findet. Ob Ihr sie Euch anhört, ob die Auswahl Euren Geschmack findet ….

3 comments

  1. Gewaltige Eindrücke und tolle Aufnahmen vom Grand Canyon!
    Wo nimmst Du bloß die Zeit her so ausführlich jeden Tag von Deinen Erlebnissen zu berichten!
    Ja und mit den Musikvideos auf jeden Fall weiter machen. Die gehören mit zur Struktur Deines Blogs. Du wählst ja auch die Tagesüberschrift gemäß des Musikvideos. Weiter so!

    1. Den Blog mach ich ja, während Ihr im Bett liegt und träumt.???? Naja, durch die derzeit 9 h Zeitverschiebung ist das ja auch nicht schwer. Du kennst es ja, abends bleibt oft noch etwas Zeit, das Abendprogramm zu gestalten. Für mich hat der Blog inzwischen eine grosse Bedeutung. Den ganzen Tag neue Erlebnisse und Eindrücke, die man aufsagt wie ein Schwamm. Abends zu schreiben und Musik und Bilder auseählen, drückt den Schwamm aus, damit er am nächsten Tag wieder aufnahmefähig ist.

    2. Den Blog mach ich ja, während Ihr im Bett liegt und träumt.???? Naja, durch die derzeit 9 h Zeitverschiebung ist das ja auch nicht schwer. Du kennst es ja, abends bleibt oft noch etwas Zeit, das Abendprogramm zu gestalten. Für mich hat der Blog inzwischen eine grosse Bedeutung. Den ganzen Tag neue Erlebnisse und Eindrücke, die man aufsagt wie ein Schwamm. Abends zu schreiben und Musik und Bilder auswählen, drückt den Schwamm aus, damit er am nächsten Tag wieder aufnahmefähig ist.

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