Nach Übernachtung auf einem Stellplatz bei Plouha geht es weiter mit deiner Küstentour. Doch vor dem Frühstück noch ein kleiner Spaziergang an die Bucht und ein letzter Blick über die Bucht bei auflaufendem Wasser und auf den „Phare de Men Ruz“, den Leuchtturm aus rotem Stein, ganz im Hintergrund.

Auf dem weiteren Weg treffe ich rechts und links der Straße auf einige typische Gebäude und besondere Spots. Die alte Kapelle in dem kleinen Fischerdorf ist der Heiligen Barbara gewidmet. Wie die anderen Häuser im Dorf aus Granit gebaut, sowohl die Mauern, als auch die Dachsteine. Dazu obligatorisch die Hortensien, die noch in der letzten Blüte sind.


Einen ganz besonderen Ort entdeckte ich in einem kleinen, früheren Fischerhafen. Hier hat man die alten, ausgemusterten Fischerboote, nachdem Öl und Treibstoff entsorgt waren, am Rand des Hafens vertäut, wo die Boote jetzt in Würde altern.



War es vormittags noch stellenweise sonnig, trübt es am frühen Nachmittag ein und es beginnt zu regnen. In Morlaix steuere ich eine FIAT-Werkstatt an. Samstag Abend habe ich beim Schließen der vorderen Jalousien einen Spannungsriss in der Windschutzscheibe bemerkt. Der Riss ist ganz unten auf der Beifahrerseite und beim Fahren nicht zu bemerken. Ich erkundige mich, ob ich unbesorgt weiterfahren kann. Der Meister hält dies für möglich und rät mir, in Köln die Frontscheibe austauschen zu lassen, eine Reparatur sei nicht möglich. Beruhigt fahre ich weiter und steuere zur Nacht einen Campingplatz am Strand nahe Kerlouan, an der Côte des Légendes, der Küste der Legenden, an. Ein Abendspaziergang führt mich zu einem weiteren Leuchtturm, dem Phare de Pontusval. Von weitem ähnelt er mehr einer Kirche, als einem Leuchtturm.



Es ist kein Zufall, dass ich in dieser Gegend immer wieder auf Leuchttürme treffe. Hier, wo der Atlantik in den Ärmelkanal mündet, befindet sich eine der gefährlichsten Seestraßen und dementsprechend hoch ist die Leuchtturmdichte in der Bretagne. Dies wird also nicht der letzte gewesen sein…
Ich bin inzwischen dem „Ende der Welt“ angekommen, „finis de terre“, dem Departement Finistère am nordwestlichen Ende der Bretagne. Hier sind sämtliche Orts- und Hinweisschilder zweisprachig, französisch (notgedrungen) und selbstverständlich bretonisch. Bretonisch ist im Ursprung eine keltische Sprache, welche von den vor den Briten flüchtenden Kelten im 4. – 6. Jahrhundert nach Amorica (heutige Bretagne) gebracht wurde.
Amorica ? Da klingelt doch etwas ? „Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.“ Richtig, unsere Helden Asterix und Obelix stammen von hier, noch heute zeugen zahlreiche in der Gegend verstreute Hinkelsteine von den Scharmützeln mit den römischen Besatzern.

Doch Spaß beiseite. Bis 1951 war es verboten, bretonisch in Schulen zu lehren. Die Sprache wurde geächtet „es ist verboten, auf den Boden zu spucken und bretonisch zu sprechen“, für Schüler die in der Schule bretonisch sprachen setzte es die Prügelstrafe. Noch heute wird die bretonische Sprache nicht vom französischen Staat unterstützt. Die zweisprachige Beschilderung ist allein auf bretonische Initiativen zurückzuführen, der französische Staat unterstützt den Erhalt dieser Sprache nicht. Allerdings erlebt die bretonische Sprache in den letzten 30 Jahren eine Renaissance, waren es früher nur die Alten, die diese Sprache am Leben hielten, sind es heute auch vermehrt junge Menschen, die bretonisch sprechen.
Ganz in der Nähe meines Übernachtungsplatzes befindet sich auch ein kleines Freilichtmuseum – Meneham. Über 300 Jahre alt ist das kleine Haus in den Felsen, das Wachhaus. Es wurde errichtet, um von dort Ausschau nach Feinden und Schmuggler zu halten. Beidseits von den Felsen beschützt gibt es von hier, rund 21 Meter über dem Meer, eine freie Sicht über die Küste.



Auf der Rückseite der Felsen entstehen ab 1840 weitere Gebäude für die Zöllner und ihre Familien, später genutzt von Bauern und Fischern, heute leben und arbeiten dort Künstler und Kunsthandwerker. Rahmen von Türen und Fenster in fröhlichen Farben, die Scheiben mit bretonischer Spitze dekoriert.




Auf dem Rückweg zum Parkplatz bietet sich nochmal ein schöner Blick auf die Küste, die vorgelagerten Felsen im der Brandung und hinten sieht man noch den Leuchtturm Ponteval.

Zur Übernachtung fahre ich einen Campingplatz an der Côte des Abers an, unmittelbar am Meer gelegen, schaue ich von meinem Stellplatz unmittelbar aufs Wasser und die vorgelagerten Felseninseln. Vor dem Untergang zeigt sich die Sonne noch einmal kurz zwischen den Wolken, bevor sich der Himmel wieder schließt.
