Es war eine ausgesprochen windige Nacht, der Camper schaukelte hin und her. Dazu kam in den Morgenstunden noch heftigster Regen – Dichtigkeitsprüfung bestanden, aber nicht gut geschlafen.
Nach dem Frühstück verlasse ich Camaret-sur Mer, allerdings nur bis morgen – aber davon später mehr. Mein Ziel ist die ca. 60 km entfernte Stadt Quimper, Sitz der Präfektur des Departements Finistère und etwa 63.000 Einwohner. Quimper ist eine der sieben alten Bischofsstädte der Bretagne.
Ich bin bereits am Vormittag in der Stadt und steuere den kommunalen Campingplatz an. Von dort sind es nur etwa 20 Minuten zu Fuß in die Innenstadt und so spare ich mir die Parkplatzsuche, mit 7,0 m Länge und etwas über 2,3 m Breite nicht immer ein Vergnügen.


Quimper liegt am Fluss Odet und die Altstadt überrascht mich mit zahlreichen Fachwerkhäusern, neben den typisch bretonischen Natursteinhäusern und moderneren Gebäuden der 1910er- und 1920er Jahre.



Am nächsten Tag – es ist heute Samstag – fahre ich wieder zurück nach Camaret-sur-Mer, auf dem Camping municipale hat es um diese Jahreszeit ausreichend Platz. Grund dafür ist, dass ich bei meinem ersten Aufenthalt am Donnerstag zufällig die Ankündigung eines Konzertes von Alan Stivell in der Kirche Saint-Remy gesehen und mir eine Karte dafür gekauft habe. Alan Stivell – für alle, die ihn nicht kennen – ist ein inzwischen 80 Jahre alter bretonischer Sänger, der in den vergangenen 60 Jahren dazu beigetragen hat, die bretonische Musik zu erhalten und zu bereichern. Dabei stellte er auch immer wieder die keltische Verwandtschaft mit der walisischen, irischen und schottischen Musik heraus. Falls Ihr jetzt neugierig geworden seid – auf youtube gibt es jede Menge seiner Lieder zu hören.
Doch zunächst die Rückfahrt von Quimper: Auf der Route liegt das kleine Dörfchen Locronan, eines der „Plus beaux villages de France“ (Schönste Dörfer Frankreich). Das Erscheinungsbild des Dorfes ist noch komplett mittelalterlich, es diente und dient daher häufig als Kulisse für Filme.



Ich bin bereits vor 11:00 h in dem Dorf und habe die Gelegenheit, die erste Stunde noch fast alleine durch das Dorf zu bummeln. Das ändert sich dann aber bald, nach Mittag füllt sich der Ort und auch ein Reisebus von Studiosus entlässt seine Insassen zum Ortsrundgang. Ich bin froh, dass ich bereits einige Eindrücke des wirklich sehenswerten Dorfes in Bildern festgehalten habe und mache mich langsam auf den Weg zum Camper – allerdings nicht, ohne doch noch in den ein oder anderen Laden geschaut zu haben.



In einer kleinen Kapelle des Dorfes gab es noch die Gelegenheit, die Farbspiele zu beobachten, die die Sonnenstrahlen durch die farbigen Kirchenfenster zaubern.

Kurz vor Camaret-sur-Mer führt die Strasse an einer Bucht vorbei. Es ist gerade Flut und zahlreiche Menschen üben sich im Standup-Paddeling und im Wellensurfen.


Übrigens: Das abendliche Konzert in der Kirche Saint-Remy war beeindruckend. Alan Stivell spielte Harve und Flöte und er sang dazu mit kräftiger und klarer Stimme, man glaubt nicht, einem 80-jährigen zu lauschen. Das Publikum war dann völlig aus dem Häuschen, als er auf besonderen Wunsch eine alte bretonische Volksweise „Tri Martolod“, von den drei Matrosen, anstimmte. Alle sangen mit, der Künstler mitten unter seinem Publikum.